Ein ganzes Jahr frei…für viele klingt das wie ein Traum. Mit einem Sabbatical kann dieser Traum Wirklichkeit werden. Dabei handelt es sich um eine befristete berufliche Auszeit mit Rückkehr, abgeleitet vom biblischen Sabbatjahr, welches ein Jahr der Ruhezeit und Regeneration beschreibt.
Die Beweggründe für ein Sabbatical sind so vielfältig wie die Mitarbeitenden selbst. Häufig steht der Wunsch nach Erholung, persönlicher Weiterentwicklung oder einer bewussten Auszeit vom beruflichen Alltag im Vordergrund. Und auch familiäre Gründe spielen eine zentrale Rolle: Ein Sabbatical schafft Raum für die Pflege von Angehörigen, intensive Zeit mit der Familie oder für ehrenamtliches Engagement. Andere wiederum nutzen die Phase gezielt für Weiterbildung oder den Erwerb neuer Kompetenzen.
Es hat demnach nichts mit Faulheit oder fehlender Leistungsbereitschaft zu tun. Wer diese Zeit bewusst nutzt, kommt oft mit neuer Energie, frischen Ideen und gestärkter Motivation zurück. Wenn also eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter auf ein Unternehmen zukommt und den Wunsch nach einer Auszeit äußert, sollte man nicht die Hände über dem Kopf zusammenschlagen.
Welche Modelle es gibt und worauf Unternehmen achten sollten, erfährst du hier.
Mehr als eine Auszeit
Sabbaticals werden zunehmend zum strategischen Instrument in der Personalarbeit. Sie sind eine Chance, eine nachhaltige Bindung und Vertrauen zu schaffen und moderne Führungskultur zu beweisen. Ganz besonders beim Employer Branding einer Firma können Sabbaticals eine Win-win-Situation sein.
Denn in Zeiten von Fachkräftemangel und Generationenwechsel am Arbeitsmarkt sind Sabbaticals ein echtes Differenzierungsmerkmal. Sie signalisieren Vertrauen, Flexibilität und gelebte Work-Life-Balance. Wer Mitarbeitenden die Möglichkeit gibt, bewusst auszusteigen, stärkt die emotionale Bindung und positioniert sich glaubwürdig als moderne:r Arbeitgeber:in.
Zudem kann ein Sabbatical einem Burnout vorbeugen, mentale Erschöpfung abfedern und langfristige Ausfälle vermeiden. Gleichzeitig entsteht Raum für Reflexion, Kreativität und neue Impulse. Unternehmen profitieren oft doppelt: durch gesündere, motivierte Rückkehrende und durch ein starkes Signal an das gesamte Team, das individuelle Lebensentwürfe und berufliche Entwicklung miteinander vereinbar sind.
Vom Wunsch zur Wirklichkeit
Alles schön und gut, aber wie ist ein Sabbatical gesetzlich geregelt?
In Deutschland gibt es tatsächlich keine klaren Regelungen. Das macht es für Unternehmen deutlich schwieriger. Es müssen Rahmenbedingungen geschaffen, klare Vereinbarungen getroffen und vorausschauend geplant werden.
Eine zentrale Frage dabei: Wie lässt sich ein Sabbatical finanzieren? Einige der häufig genutzten Modelle sind:
- Zeitwertkonten: Mitarbeitende sparen Überstunden oder Gehaltsbestandteile an, die während der Auszeit ausgezahlt werden.
- Teilzeitmodelle mit Ansparphase: Über einen bestimmten Zeitraum wird in Vollzeit gearbeitet, aber nur ein Teil des Gehalts ausgezahlt, der Rest wird für die Freistellung zurückgelegt.
- Unbezahlte Freistellung: Mitarbeitende verzichten für einen festgelegten Zeitraum auf Gehalt und Leistungen. Arbeitgeber:innen sichern die Rückkehr vertraglich ab.
Egal, für welches Modell man sich entscheidet, besonders wichtig ist es, alles vertraglich sauber zu regeln. Dazu können zum Beispiel Zusatzvereinbarungen zum Arbeitsvertrag oder entsprechende Betriebsvereinbarungen zählen. Hier sollten unter anderem Dauer, Rückkehroption, Gehaltsfragen, Sozialversicherung sowie Vertretungsregelungen definiert werden.
Für Unternehmen lohnt sich zudem ein standardisiertes Sabbatical-Konzept. Das schafft Transparenz, Planungssicherheit und zeigt Mitarbeitenden, dass Auszeiten Teil einer modernen Arbeitskultur sein dürfen.
Strukturiert begleiten
Für einen reibungslosen Ablauf braucht es die aktive Begleitung der Personalabteilung.
- Vorbereitung: Sabbatical-Anfragen offen und strukturiert besprechen, Beweggründe verstehen und Erwartungen abgleichen
- Planung: Vertretung frühzeitig klären, Übergaben organisieren, ggf. Job-Rotation oder Projektarbeit einbinden
- Begleitung: Kontakt während der Auszeit halten (wenn gewünscht), z. B. über interne Newsletter oder Check-ins
- Rückkehrmanagement: Wiedereinstieg nicht dem Zufall überlassen, z. B. durch Onboarding-Light, Rückkehrgespräche oder Wissenstransferformate
Wichtig: Führungskräfte brauchen hier Unterstützung. HR kann mit Mustervorlagen, Guidelines oder interner Beratung helfen, Unsicherheiten abzubauen und gute Kommunikation im Team zu fördern.
Chance mit Stolpersteinen
Sabbaticals können sinnvoll sein, aber sie sind keine Selbstläufer, erfordern viel Planungsarbeit und können auch Risiken bergen.
Gerade in kleinen Teams oder bei ohnehin hoher Auslastung ist die Abwesenheit schwer zu kompensieren. Zudem besteht die Gefahr, wertvolles Wissen von Mitarbeitenden zu verlieren, die ihr Know-how nicht ausreichend dokumentiert haben. Und auch Ungleichbehandlung kann zum Problem werden, wenn nicht transparent kommuniziert wird, wer wie und warum ein Sabbatical nehmen kann. Hier braucht es eine faire, nachvollziehbare Kommunikation, klare Kriterien und ein offenes Ohr für Teamdynamiken.
Du möchtest wissen, wie ein Sabbatical-Konzept in deinem Unternehmen etabliert werden kann? Wir unterstützen dich gern. Melde dich hier bei uns.